Reisebericht: Das erste Mal in Tansania
Vorstandsmitglied Hans-Peter Hopp berichtet über seine Reise in die Elimu-Projekte im Sommer 2024
Im Sommer 2024, nach über 20 Jahren Elimu-Mitgliedschaft, habe ich mich auf den Weg gemacht: Meine erste Reise nach Tansania und zugleich meine erste Reise auf einen anderen Kontinent. Drei Wochen war ich unterwegs, begleitet von Christopher Rutuku, der mir in seinem großen Netzwerk Türen zu Menschen und Projekten öffnete, unzählbar viele und intensive Eindrücke ermöglichte.
Bereits die Fahrt aus Dar Es Salaam hinaus ließ mich erkennen, wie hart das Leben hier meist ist. Dennoch begegneten mir überall Menschen, die Würde, Stärke und herzliche Aufgeschlossenheit ausstrahlten. Als wir durch die Dörfer des Bagamoyo-Distrikts fuhren, sah ich viele Gruppen von Menschen beisammensitzen, lachen, reden. Christopher erklärte mir, wie wichtig persönliches Miteinander hier noch ist – und ich durfte das in den kommenden Tagen selbst erfahren. In Miono, wo sich unser Projekt Dolphin Village befindet, und den umliegenden Siedlungen wurde ich als „mzungu“ (dt. „Weisser“) zwar neugierig beäugt, aber stets mit großer Offenheit aufgenommen.
Tief beeindruckt hat mich auch das friedliche Zusammenleben der Religionen. Ich wurde zu verschiedenen Feiern eingeladen, bei denen sich gegenseitige Achtung zeigte – unabhängig von Religion oder Herkunft. Auf einer dieser Feiern begegnete ich Ngobele, dem Oberhaupt einer Massai-Familie, mit dem sich eine unerwartete Freundschaft entwickelte. Der Besuch bei seiner Familie war beeindruckend und die Aussage Ngobeles, dass ich dort immer ein Zuhause finden werde, war sehr berührend. Er sprach mit großer Wertschätzung für das „Dolphin Village“ und HOPES mit mir.
Ein ganz besonderer Moment war meine Ankunft im HOPES-Projekt. Gemeinsam mit den Kindern pflanzte ich einen Baum im Garten – eine schöne, zuversichtliche Aktion. Das Gelände, liebevoll „Eden of Miono“ genannt, ist idyllisch, aber auch hier spürt man die Folgen des Klimawandels: Starkregen, Stürme und Insektenfraß im Dachstuhl haben das Haus stark beschädigt. Umso beeindruckender war es zu sehen, wie durch die Zusammenarbeit von Elimu, HOPES, lokalen Handwerkern und Händlern zügig nachhaltige Instandsetzungen geschafft wurden. Das Dach wurde erneuert, Zimmer renoviert, ein Sanitärraum gebaut, Strom durch eine Solaranlage gesichert. Die Kinder waren überglücklich – und ich war tief beeindruckt vom Können der „Fundis“, die mit einfachstem Werkzeug so präzise und schnell arbeiteten.
Als ich schließlich im Dolphin Village-Projekt ankam, konnte ich es kaum glauben, „wirklich“ hier vor Ort zu sein und fühlte ich mich sofort willkommen. Umringt von fröhlichen Kindern mit leuchtenden Augen und einem warmherzigen Team erlebte ich einen tiefen Gänsehaut-Moment. Der Weg dorthin führte an Lehmhütten vorbei, viele sichtbar vom Wetter gezeichnet. Die Armut war oft deutlich sichtbar. Das Dolphin-Village wirkte auf mich wie ein freundlicher Gegenpol – nicht im Sinne von Abgrenzung, sondern als Ort des Miteinanders. Alle Häuser waren in einem sehr guten Zustand. Die „Mamas“ können den Waisenkindern sehr viel Wärme und Geborgenheit bieten. Kinder aus der Nachbarschaft gingen freudig in den Kindergarten, kamen zum Lernen ins Education-Center, spielten danach mit den DV-Kindern. Auch Erwachsene nutzten die Bildungsangebote. Für viele ist das Dolphin-Village ein Ort des Lernens, der Kooperation, der Gemeinschaft geworden.
Ich selbst wohnte im Education-Center und lernte in einer entspannten Zeit so vieles von den Kindern und dem Team, von Christopher und Flora. Was mich sehr bewegt hat: die Selbstverständlichkeit von Bildung und Inklusion. Sie verändert alles. Es erfüllt mich mit großer Freude zu wissen, dass die Kinder im HOPES-Projekt und im Dolphin-Village gute Schulen besuchen können und Kinder mit Beeinträchtigungen selbstverständlich Teil der Gemeinschaft sind. Trotz aller Herausforderungen begegnete ich bei zahlreichen Schulbesuchen Lehrer*innen mit beeindruckender Haltung, die mit Herz und Hingabe unterrichten, und Schüler*innen, die mit Begeisterung lernen – allerdings in staatlichen Schulen, denen es oft am Nötigsten fehlt. Der Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Schulen zeigte mir die Diskrepanz zwischen Möglichkeiten und Wirklichkeit. Umso klarer wurde mir: Bildung bleibt das Schlüsselthema – für Chancen, für Zukunft, für ein besseres Leben der Kinder in Miono. Im August 2025 werde ich wieder dort sein. Pamoja!


